Hat Privates Platz im Beruf?

Häufig höre ich von Katharina im Coaching, wie schwer es ihr fällt, ihre persönlichen bzw. familiären Befindlichkeiten in der beruflichen Arbeitswelt auszublenden. Wenn sie und ihr Mann eine besonders anstrengende Zeit im privaten Umfeld haben, ist es ihnen nicht immer möglich, den "privaten Hut an der Garderobe im Geschäft" abzugeben. Die Gedanken kreisen dann gern um die eigenen Alltagssorgen, die so sehr drücken, und um die negativen Gefühle, die sich breit machen.

Ich bin sicher, dass es Euch auch gelegentlich schwer fällt, innerhalb der verschiedenen Funktionen hin- und herzuschalten. Wann machst es Sinn, eine Grenze zum Privaten zu ziehen, wann macht es Sinn, sich zu öffnen? Kann mein Gegenüber mir vielleicht Unterstützung geben, durch:

  • ehrliches Zuhören
  • spiegeln, dass er/sie meine Ängste versteht
  • HIlfe-Angebote/Hilfe-Kontaktanschriften?

Oder kann das als Überschreiten der Grenze zwischen Privatleben und beruflichem Alltag gelten? Wirkt das Ganze dann eher übergriffig und einseitig?

Hier gibt es keine einfachen Antworten. Solche Themen müssen sensibel und authentisch angegangen werden, auch von den Betroffenen selbst (wie im Beispiel Katharina). Nicht jeder im Team mag diese emotionale Nähe, nicht jeder will durch die Probleme der Anderen belastet werden. Es kann unangenehm werden, sich bei der nächsten Konferenz wieder in die Augen blicken zu müssen.

Im Coaching haben wir dieses Thema ausführlich besprochen. Worunter leidet Katharina häufig? Wie kann sie ihren Selbstschutz verbessern? Wo könnte sie sich zu diesen Themen weitere Unterstützung holen? Wer im Team wäre ein guter "Notfall-Partner*in" für Krisen-Situationen? Könnte sie das eventuell vor einer Akut-Situation thematisieren, damit auf keiner Seite das Gefühl von Unwohlsein oder Überforderung entsteht? Wem vertraut sie genügend, um sich zu öffnen, und wie können sie eine Struktur finden, damit der professionelle Umgang weiter gehen kann?

Um mit den alltäglichen privaten Herausforderungen umzugehen, gibt es sehr viele verschiedene Lösungsansätze: die einen verdrängen komplett, geben - um im obigen Bild zu bleiben - den Hut an der Garderobe ab, die anderen tragen ihr Herz auf der Zunge und binden jeden in die persönliche Dramatik ein, und wiederum andere gehen sachlich-unaufgeregt und leise mit den privaten Problemen um. Welcher Weg für Euch passend ist, kann nur von Euch entschieden werden. Lohnenswert ist es in jedem Fall, die eigene Herangehensweise an die verschiedenen Settings möglichst neutral anzuschauen und zu reflektieren.

Wer mehr zum Thema "Work-life-Balance" wissen und nachlesen möchte, kann sich Infos bei mir, im Netz oder in der einschlägigen Fachliteratur holen. Für den Einstieg in Eure Entdeckungsreise könnt Ihr mit Adam Grant und seinem podcast "Worklife" starten (kostenloser Zugang über https://www.radio.de/p/worklifewithadamgrant) Hier hört Ihr einen richtig coolen podcast mit interessanten Interview-Partnern und Beispielen aus dem Berufsalltag, die Ihr gut nachvollziehen könnt.

Viel Spaß beim Lesen bzw. Hören und Ausprobieren. Gebt mir Euer Feedback, gern über Instagram oder per mail!

Herzliche Grüße

Eure Steffi