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Gesundheitskompetenz: was ist das?

Vielleicht kennen Sie diese Situation: Sie fühlen sich krank. Sie haben bestimmte Symptome entwickelt, um ärztlichen Rat gebeten und eine entsprechende Diagnose erhalten. Und dennoch wissen Sie nicht, wie Sie damit umgehen sollen. Die medizinischen Erklärungen haben Sie nicht wirklich verstanden, und auch die Therapie-Möglichkeiten sind Ihnen nicht klar. Was nun? Wie können Sie befähigt werden, Auskünfte zu Ihrer Erkrankung bzw. Informationen über Ihre Gesundheit zu verstehen, zu nutzen und zu bewerten? Wie erarbeiten Sie sich „Gesundheitskompetenz“?

Das Bundesgesundheitsministerium definiert Gesundheitskompetenz wie folgt:

Der Begriff „Gesundheitskompetenz“ umfasst das Wissen, die Motivation und die Fähigkeiten von Menschen, relevante Gesundheitsinformationen zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und im Alltag anzuwenden. Gesundheitskompetenz spielt bei der Gesunderhaltung und Krankheitsbewältigung eine wichtige Rolle.

Personen mit einer hohen Gesundheitskompetenz sind demzufolge in der Lage, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in Bezug auf ihre Gesundheit zu nutzen. Sie treffen fundierte, autonome Entscheidungen und haben eine höhere Selbstwirksamkeit bzw. Selbstführung in Bezug auf ihre Gesundheitsversorgung. Diese Personen können sich selbst motivieren, um gesundheitsfördernde Verhaltensweisen an den Tag zu legen. Sie achten beispielsweise auf regelmäßige körperliche Aktivität, eine gesunde Ernährung und regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen.

Eine Person mit einer niedrigen Gesundheitskompetenz hingegen hat Schwierigkeiten, Gesundheitsinformationen zu verstehen und umzusetzen. Dies führt zu einer schlechteren Gesundheit und einem höheren Risiko für gesundheitliche Probleme.

Gesundheitskompetenz: wofür brauchen wir das?

Eine gut ausgebildete Gesundheitskompetenz ist besonders wichtig in unserem komplexen, modernen Gesundheitssystem. In der heutigen Zeit wird viel von Patient*innen erwartet, insbesondere in Bezug auf die Selbstführung von chronischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Diabetes, Herzkrankheiten oder Krebs. Patient*innen müssen in der Lage sein, ihre Symptome und ihre Gesundheit selbst zu verwalten, um ihren Zustand zu kontrollieren und die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen. Dies erfordert ein hohes Maß an Gesundheitskompetenz, Selbstführung und Selbstwirksamkeit.

Kenntnis über die bestehenden Versorgungssysteme und eine zielorientierte Navigation durch die verschiedenen Bereiche des Gesundheitswesens wirken sich ebenfalls positiv aus. Sie sorgen für möglichst kurze Behandlungswege, effektive Therapien und mehr Lebensqualität. Konkret erreicht werden ein verbesserter Umgang mit der Diagnose, die klare Entscheidungsfindung bei der Wahl der Therapie, der effektive Zugang zu den notwendigen Ressourcen und Informationen, die angemessene Einhaltung von Medikamentenverordnungen oder die resiliente Bewältigung von Symptomen.

Gesundheitskompetenz: welche Aufgabe haben medizinisches Personal und Pflegekräfte?

Ärzt*innen und Pflegekräfte haben einen sehr wichtigen Auftrag bei der Diagnose, Therapie und Nachsorge von Patient*innen. Sie sollten diese bei der Entwicklung eines Verständnisses für ihre Gesundheit unterstützen und ihnen bei der Entscheidungsfindung in Bezug auf die weitere Behandlung helfen. In vielen Fällen ist das medizinische Personal jedoch aufgrund von Zeit- und Ressourcenbeschränkungen nicht in der Lage, diese notwendige Unterstützung zu bieten. Das führt häufig zu einer erhöhten Belastung für Patient*innen. Aufklärung und Wissensvermittlung kann durch die Bereitstellung von klar verständlichen Informationen und Materialien sowie durch eine bessere Kommunikation zwischen Ärzt*innen, Pflegekräften und Patient*innen erreicht werden.

Eine weitere Möglichkeit zur Förderung der Gesundheitskompetenz besteht darin, Patient*innen zu ermutigen, aktiv an ihrer Gesundheit zu arbeiten. Dies kann durch die Bereitstellung von Schulungen zum Krankheitsbild, Selbstmanagementkursen und Peer-Support-Gruppen bzw. Selbsthilfegruppen erreicht werden. Diese Ressourcen können dazu beitragen, dass Patient*innen ihre Selbstwirksamkeit steigern und ihre Lebensqualität aktiv erhöhen.

Gesundheitskompetenz: auch für Bezugspersonen wichtig?

Die Bedeutung von Gesundheitskompetenz erstreckt sich nicht nur auf Patient*innen, sondern auch auf ihre nahestehenden Bezugspersonen. Wenn ein Familienmitglied oder eine Freundin eine Krankheit oder Gesundheitsprobleme hat, können die nahestehenden Bezugspersonen eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung und Bewältigung spielen.

Die Pflege eines kranken Familienmitglieds oder Freundes kann jedoch sehr belastend sein und zu Stress, Angstzuständen und Depressionen führen. Wenn Bezugspersonen gleichzeitig über ein gutes Verständnis für die eigenen Gesundheitsbedürfnisse und die der Angehörigen verfügen, sind sie wahrscheinlich in der Lage, erstens diese Bedürfnisse zu erfüllen, ihren Einsatz als sinnbringend zu empfinden und sich weniger gestresst zu fühlen, und zweitens eine angemessene Selbstpflege und Selbstfürsorge zu betreiben, da sie um ihre eigene Bedeutung für das Gegenüber wissen.

Bedeutsam für alle

Insgesamt ist die Gesundheitskompetenz eine Fähigkeit, die von allen Menschen erworben und entwickelt werden kann. Es ist wichtig, dass das Gesundheitssystem und die beteiligten Akteure dazu beitragen, die Gesundheitskompetenz aller Bürger*innen zu fördern und für eine höhere Lebensqualität zu sorgen.

Hier eine Erste-Hilfe-Check-Liste für Sie:

·         Informieren Sie sich: Suchen Sie nach zuverlässigen Quellen für Gesundheitswissen, um sich über Ihre Gesundheit und Krankheit zu informieren. Dies können beispielsweise offizielle Websites von Gesundheitsbehörden, medizinischen Fachgesellschaften oder Selbsthilfeorganisationen sein.

·         Stellen Sie Fragen: Wenn Sie bei Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin sind, scheuen Sie sich nicht, Fragen zu stellen, um sicherzustellen, dass Sie die Informationen verstehen und alle Ihre Bedenken geklärt sind.

·         Nutzen Sie Unterstützungsangebote: Viele Krankenkassen und medizinische Einrichtungen bieten Schulungen oder Kurse an, die Ihnen helfen können, Ihre Gesundheitskompetenz zu verbessern. Informieren Sie sich über solche Angebote und nehmen Sie sie in Anspruch. Nutzen Sie Expertenwissen, wie den Patienten-Führerschein, um aktiv, sicher und selbstbestimmt durch das Gesundheitssystem zu navigieren.

·         Pflegen Sie eine gesunde Lebensweise: Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität und Entspannung, ausreichend Schlaf und eine sinnhafte Aufgabe können dazu beitragen, dass Sie Ihre Gesundheit besser verstehen und verbessern.

·         Bitten Sie in Ihrem Netzwerk um Hilfe: Wenn Sie Schwierigkeiten haben, Gesundheitsinformationen zu verstehen oder zu bewerten, suchen Sie nach Unterstützung bei Ihrer Familie, Ihren Freunden und Bekannten. Wenn Sie offen über Ihre Herausforderungen reden und Ihre Situation gemeinsam mit anderen aktiv angehen, können Sie möglicherweise leichter mit den Gefühlen von Ohnmacht und Ausweglosigkeit umgehen.

Und wenn Sie mehr zum Thema "Gesundheitskompetenz" erfahren möchten, können Sie mich gern kontaktieren. Ergänzungen und hilfreiche Kommentare sind ebenso willkommen.

Herzliche Grüße,

Stefanie Sproß