Ein Freund, ein guter Freund...

... das ist das Beste, was es gibt auf der Welt. - Diese bekannte Liedzeile der Comedian Harmonists - stimmt sie immer noch? Ist es tatsächlich so, dass wir gute Beziehungen und Freundschaften wertschätzen und auch pflegen?

Lt. Statista schätzen rund 60 Millionen Bewohner*innen in Deutschland (>14 Jahre) freundliche Beziehungen sehr, und das relativ konstant über die letzten fünf Jahre hinweg. Diese hohe Zahl spricht erst einmal für sich. Dazu kommt, dass grundsätzlich gute Beziehungen, ein Einsatz für die Familie und Freunde, eine glückliche Partnerschaft und soziale Kontakte einen großen Stellenwert im Leben der Bevölkerung ausmachen (vgl. Statista). Freund*innen schenken uns Geborgenheit und einen vertraulichen Rahmen, in dem wir uns verletztlich und offen zeigen dürfen. Die gemeinsam verbrachte Zeit schafft Zusammenhalt und Unterstützung für die verschiedenen Lebenssituationen.

Dennoch lässt sich auch im eigenen Freundeskreis ein Wandel der Beziehungen feststellen: die Pandemie mit der damit verbundenen räumlichen Isolierung und die sozialen Netzwerke bzw. der Umgang mit ihnen hinterlassen ihre Spuren. Viele lockere Beziehungen, die früher durch spontane Treffen in den verschiedenen Settings aufrecht erhalten werden konnten, sind entfallen. Viele Kontaktaufnahmen sind sehr oberflächlich und unverbindlich geworden, nach dem Motto: "wer mir nicht passt, den/die wische ich zur Seite oder blocke ich".

Auch im Coaching mit Michael sind diese veränderten Sachverhalte immer wieder Thema. Er hat durch den großen beruflichen Einsatz und die bewusste Einbindung in den familiären Alltag viele Kontakte verloren, z.B. die wöchentliche Squash-Runde oder den monatlichen Männer-Stammtisch. Was kann er nun tun? Wie kann er wieder soziale Kontakte außerhalb der Familie aufbauen?

Freundschaft braucht Zeit, Geduld, Engagement und gegenseitiges Vertrauen. Hier hilft das bewusste Entscheiden für eine Veränderung der Situation. Eine erste schnelle Hilfe bieten diese Tipps:

  • Gehe bewusst in andere, offene Kreise, besuche z.B. eine freiwillige betriebliche Gruppe oder das Fitness-Studio in der Nachbarschaft
  • Übernimm ein Ehrenamt, z.B. im Elternrat oder Tierheim
  • Pflege Deine bereits aktiven Freundschaften gut, sei z.B. bei Verabredungen pünktlich, zuverlässig und hilfsbereit, höre dem Gegenüber konzentriert zu und signalisiere echtes Interesse
  • Reaktiviere Deine alten Freundschaften, schreibe z.B. eine kurze Nachricht, ohne Druck aufzubauen und ohne Dich zu sorgen, wie das "ankommt" beim Gegenüber

Auch hier merkt ihr: Es gibt keine Standard-Rezepte. Themen wie Freundschaft und Beziehung müssen feinfühlig und authentisch angegangen werden. Nicht jede/r hat dazu die selbe Vorstellung. Der eine benötigt viel Zeit für sich und möchte weniger Kontakt (scheut eher Bindungen), die andere sucht emotionale oder/und physische Nähe, weil sie sich sonst verlassen und einsam fühlt.

Vor allem die Kommunikation mit Freund*innen innerhalb der sozialen Medien muss sensibel gestaltet werden: Der eine postet ohne Scheu jede Kleinigkeit auf Instagram, die andere lehnt den Umgang mit sozialen Medien als Eingriff in ihre Privatsphäre ab. Hier sollte aufeinander Rücksicht genommen werden, um niemandem unnötig zu schaden. Wer mehr zum Thema "Kompetenter Umgang mit sozialen Netzwerken" wissen und nachlesen möchte, kann sich Infos bei mir, im Netz oder in der einschlägigen Fachliteratur holen. Für den Einstieg in Eure Entdeckungsreise könnt Ihr mit Marc A. Pletzer und seinem Buch Emotionale Intelligenz starten. Hier habt ihr eine wissenschaftliche Einführung und ein Trainingsbuch zum Umgang mit Gefühlen und Empathie.

Ansonsten kramt doch einfach in Eurer alten Bücherkiste! Vielleicht findet Ihr noch etwas von den Drei Fragezeichen, den Fünf Freunden, dem Grüffelo oder Harry Potter. Auch hier geht es um Freundschaft und gegenseitiges Vertrauen:)

Viel Spaß beim Lesen und Ausprobieren. Gebt mir Euer Feedback, gern über Instagram oder per mail!

Herzliche Grüße

Eure Steffi