Heute schon gestritten? Konflikte in Beziehung und Beruf nachhaltig lösen
Im Rahmen der Woche der seelischen Gesundheit hatte ich am Freitag ein Online-Meeting zum Thema Konflikte. Es war ein sehr interessanter, lebhafter Austausch, gespickt mit vielen Beispielen aus dem alltäglichen Leben. Und auch hier ist wieder deutlich geworden, wie schwer es manchmal fällt, im akuten Streit das "Reptiliengehirn" zu verlassen und in die Vogel-Perspektive zu gehen...
Was ist damit gemeint? Nun, im Konfliktfall sind wir emotional betroffen und fühlen uns in der Regel angegriffen. Unser Gehirn schüttet Stress-Hormone aus und geht in den Verteidigungsmodus (das sog. Reptiliengehirn/der Überlebensmodus setzt ein). Das ist völlig normal und menschlich! Im zweiten Schritt allerdings sind ein wenig Selbstreflexion bzw. emotionale Distanz (die sog. Vogel-Perspektive) hilfreich.
D.h. konkret für Dich: versuche dann ganz bewusst, Abstand zwischen Dich als Person und den Sachinhalt zu bringen! Versuche, die Äußerung nicht als Kritik an Dir selbst, sondern an einer bestimmten Leistung oder einem bestimmten Verhalten zu verstehen!
Hier ein anschauliches Beispiel aus dem Coaching-Alltag: Michael hat sein halbjährlich anstehendes Mitarbeiter-Gespräch mit seinem Vorgesetzen. Dieser spiegelt ihm, wie er Michaels Aufgabenbereich und Arbeitsleistung sieht. Er schildert auch, welche Fortschritte und Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Zunächst freut Michael sich über das ausgesprochene Lob, dann allerdings stört er sich an der Benennung der fachlichen Schwächen.
Für ihn bleibt das Gespräch als Kritik an seiner Person, nicht als Chance auf Verbesserung der eigenen Fähigkeiten hängen. Er geht automatisch in Abwehrhaltung und versucht, sich und seine Leistung zu rechtfertigen: "Corona hat mich ausgebremst - ich konnte mich nicht auf meinen Kollegen verlassen - die vielen System-Abstürze haben meine Zeitplanung gestört..." Er will um jeden Preis Recht behalten (sprich seine Aktionen rechtfertigen) und verliert das gemeinsame Ziel (berufliche Ergebnisse erreichen) aus dem Blick.
Michael fängt an, mit dem Vorgesetzten zu streiten und seinen Standpunkt argumentativ zu untermauern. Der Vorgesetzte reagiert ebenfalls leicht aggressiv, so dass sich das ursprünglich positive Gespräch schnell in einen verbalen Schlagabtausch entwickelt. Ein klassischer Fall eines Wahrnehmungs-Konfliktes...
Findest Du Dich hier wieder? Gehst Du auch eher in den
- Fight-Modus? Oder wählst Du den
- Flight-Modus als stillen Rückzug vom Kampfort?
- Freeze (wie das Kaninchen in Schockstarre vor der Schlange verharren) geht natürlich auch...
- Oder könntest Du alternative Reaktionen wählen?
Auch hier merkst Du: Es gibt keine Standard-Rezepte zum Umgang mit Konflikten. Beobachte Dich selbstkritisch und check Dein Verhalten regelmäßig: wann gehst Du in den Angriff (Fight), wann in die Flucht (Flight)? Und warum? Nur so kannst Du Dir alternative Wege überlegen, die auch wirklich für Dich funktionieren - allgemeine Tipps passen nicht auf jeden/jede! Für einen ersten Einstieg in das Thema empfehle ich das Buch Mediation für Dummies von Oboth/Weckert. Hier findest Du Konfliktlösungen mit vielen Gewinnern, Praxisbeispielen und bewährten Methoden.
Viel Spaß bei der Selbstbeobachtung. Gib mir Dein Feedback, gern über Instagram oder per mail!
Herzliche Grüße
Deine Stefanie